Vom Dorf in die Stadt
Gerade Baden war äußerst fortschrittlich bei der Integration jüdischer Mitbürger. Bereits 1809 erkannte das junge Großherzogtum Baden als erster Staat in Deutschland die jüdische Religionsgemeinschaft auf Dauer an. Durch das sog. "Badische Judenedikt" wurden die Juden gleichgestellt, Schul- und Wehrpflicht sowie erbliche Familiennamen wurden eingeführt. Diese entscheidenden Verbesserungen gipfelten 1862 in der bürgerlichen Gleichberechtigung, die das liberal regierte Großherzogtum Baden als erster deutscher Staat gewährte.
Diese neue Freiheit nutzten viele jüdischen Familien, um der Enge kleiner Dörfer zu entkommen und zogen zunächst in nahegelegene Kleinstädte, wie beispielsweise Bruchsal, später in die Großstädte wie Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg oder Freiburg. Viele Juden erreichten dort durch Fleiß und Nutzung der gebotenen Bildungschancen den sozialen Aufstieg und waren tätig als Kaufleute, Erfinder, Gewerbetreibende, Beamte oder Freiberufler wie beispielsweise Rechtsanwälte.
Als Adolf Hitler im Jahr 1933 zum Kanzler des Deutschen Reiches ernannt wurde, lebten in den Ländern Württemberg, Baden und Hohenzollern in 520 Gemeinden etwa 31.000 Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens. Die große Mehrheit von ihnen besaß die deutsche Staatsbürgerschaft.
Von der nationalsozialistischen Rassenideologie verfemt, waren die Juden im "Dritten Reich" einem sich kontinuierlich verstärkenden Verfolgungsdruck ausgesetzt. Repressalien, wie etwa die Nürnberger Gesetze des Jahres 1935, zielten auf die soziale und wirtschaftliche Deklassierung der religiösen Minderheit ab. Offene Gewaltakte bedrohten Personen jüdischen Glaubens an Leib und Leben, so auch in der Reichspogromnacht. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden deutschlandweit Synagogen, Betsäle und Geschäfte zerstört und niedergebrannt. Von den 151 Synagogen, die es damals auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg gab, wurden 60 niedergebrannt, 77 wurden demoliert und geplündert, nur 15 überlebten vergleichsweise unbeschadet.
Die jüdische Bevölkerung reagierte mit massenhafter Auswanderung: Bis zum Jahr 1941 emigrierten etwa 63 Prozent der Anfang 1933 in Württemberg, Baden und Hohenzollern lebenden Juden.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die im Deutschen Reich lebenden jüdischen Menschen sozial völlig ausgegrenzt und entrechtet. Seit 1940 deportierte das NS-Regime Juden sukzessive in Konzentrations- und Vernichtungslager. Über 8.500 Personen jüdischen Glaubens aus Württemberg, Baden und Hohenzollern fanden während der NS-Zeit einen gewaltsamen Tod.
Wie soll man weiter mit dieser Geschichte umgehen?
Es gibt keine Wiedergutmachung. Das Geschehene kann nicht rückgängig gemacht werden. Aber man kann jetzt ein Zeichen setzen beim Umgang mit dem Grundstück, das sich vor der zwangsweisen Enteignung vor über 80 Jahren 150 Jahre im Eigentum der Bruchsaler jüdischen Gemeinde befand. Zeichen setzen 80 Jahre nach Schändung und Zerstörung der Bruchsaler Synagoge und 65 Jahre nach Entehrung des Grundstückes des jüdischen Gotteshauses durch den Bau einer Feuerwache.
Hier schlägt der Förderverein vor, ein Haus der Geschichte der Juden Badens auf dem Synagogengrundstück zu errichten. Ausdrücklich soll dies keine weitere Holocaust-Gedenkstätte sein. An der Stelle der früheren Bruchsaler Synagoge sollen insbesondere Beiträge und Verdienste jüdischer Mitbürger zu unserer badischen Landesgeschichte, zu Kultur, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft gewürdigt werden.
So kann man Zeichen setzen der Erinnerung, der Versöhnung, aber auch Zeichen gegen den wieder allerorten aufflammenden Antisemitismus oder den mittlerweile doch recht offen ausgelebten Rassismus.
Hierfür ist das Bruchsaler innerstädtische Synagogengrundstück mit seiner bewegten Geschichte hervorragend geeignet.
Ein Haus der Geschichte der Juden Badens als überregional bedeutsame Einrichtung stärkt Bruchsal als Mittelzentrum und steigert die Anziehungskraft und Attraktivität der Innenstadt.
Struktur und Finanzierung
Vorlage vom 19. März 2023 Ergebnis interner Diskussionen
Struktur und Finanzierung des „Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden“ (HJGK) in der Alten Feuerwache und der dahinter liegenden Synagogenfundamenten
Derzeit werden vier Eigentumsmodelle diskutiert, die teilweise ähnlich, in ihren Strukturen wiederum unterschiedlich sind:
1. Übertragung an eine gemeinnützige Stiftung.
2. Übertragung in Erbpacht an eine gemeinnützige Stiftung.
3. Betrieb des Synagogengrundstücks in einer Public Private Partnership.
4. Verbleib im Alleineigentum der Stadt Bruchsal.
Das „Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden (HJGK) wird derzeit mit diesen Bereichen diskutiert:
1. Etage (Erdgeschoss): Kulturetage „Techtelmechtel“ als Veranstaltungszentrum.
2. und 3. Etage: Geschichtsetagen „Tacheles“ mit den Präsentationen jüdischen Lebens vom 12. Jahrhundert bis Januar 1933 und neuem jüdischen Leben in Baden seit 1945.
a) in Baden, b) im Kraichgau und c) in Bruchsal.
Vorstellung des neuen jüdischen Lebens in Baden seit 1945.
Diese Bereiche sind unabhängig von der Eigentümerschaft / Trägerschaft des Grundstücks diskutiert und sollen in dieser Form in der Alten Feuerwache realisiert werden.
Die verschiedenen Eigentumsmodelle und deren Auswirkungen auf Struktur, Organisation und Finanzierung.
1. Das Synagogengrundstück wird an eine gemeinnützige Stiftung übertragen.
Die Idee einer Stiftung wurde von Nachfahren Bruchsaler Jüdinnen und Juden entworfen und wird von diesen favorisiert. Diese Stiftung besteht aus einer Geschäftsführung sowie einem Stiftungs-beirat. Die Geschäftsführung ist das ausführende Gremium, der Stiftungsbeirat das planende und entscheidende Gremium. Im Beirat sind auch die Nachfahren der Bruchsaler Jüdinnen und Juden.
Vor der Übergabe des Grundstückes ist eine Absichtserklärung dergestalt zu erstellen, dass das Grundstück zu dem Zeitpunkt in die Stiftung übergeben werden kann, wenn ein finanzielles Konzept für einen dauerhaften Betrieb des HJGK vorgelegt wird. Hierzu sind weltweit Spenden und Stifter anzuwerben. Über die eigentliche Konzeption der Alten Feuerwache mit den Kultur- und Geschichtsetagen sowie den Synagogenfundamenten entscheidet allein der Beirat.
2. Das Synagogengrundstück wird in Erbpacht an eine gemeinnützige Stiftung übertragen.
Der wesentliche Unterschied zur Übertragung unter Punkt 1. ist, dass das Grundstück weiterhin im Eigentum der Stadt Bruchsal bleibt und für eine zu bestimmende Dauer, an die Stiftung übertragen wird. Überlassen wird das Synagogengrundstück gegen einen symbolischen Pachtbetrag an die gemeinnützige Stiftung. Diese Stiftung wird ebenso wie oben durch eine Geschäftsführung nach außen vertreten, Vertreter der Nachfahrinnen und Nachfahren sind im Stiftungsbeirat, die Pächter entscheiden über die Zusammensetzung des Beirates und bestimmen die Geschäftsführung.
3. Das Synagogengrundstück wird in einer Public Private Partnership (PPP) betrieben.
Hier handelt es sich um eine Kooperation von öffentlicher Hand (Stadt Bruchsal) und privater bzw. öffentlicher „Wirtschaft“. Die Kooperationspartner arbeiten zusammen beim Entwerfen, bei der Planung, Erstellung, Finanzierung, dem Management, dem Betreiben und dem Verwerten der mittels des Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden zu erbringenden öffentlichen Leistungen. Eine PPP ist eine Beschaffungsalternative des Staates zur herkömmlichen Eigenrealisierung.
4. Das Synagogengrundstück bleibt im Eigentum der Stadt Bruchsal.
Die Stadt ist weiterhin alleiniger Eigentümer des kompletten Grundstücks und erklärt sich bereit, das Gebäude als Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden im diskutierten Sinn zu betreiben und die Synagogenfundamente zu konservieren.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen Modellen (die beiden Stiftungsmodelle, die Public Private Partnership und der Verbleib im städtischen Eigentum) sind:
Bei den beiden Stiftungsmodellen sind – dies deutschlandweit einmalig – die Nachfahren in die Entscheidungsprozesse einbezogen. Durch die Dauerhaftigkeit des Engagements sind Zustiftungen und Spenden von Sponsoren und Unterstützern dieses Modells aus der jüdischen Community zu erwarten.
Bei einer Public Private Partnership (PPP) arbeiten Stadtverwaltung und die privaten Träger eng zusammen. Die Anbindung an die jüdische Community ist lediglich durch die Kooperations-partnerschaft der Nachfahren gewährleistet. Es handelt sich hier also um eine wesentlich schwächere Beteiligung als bei den beiden Stiftungsmodellen.
Bei einem Verbleib des Grundstücks im städtischen Eigentum bestimmt die Stadtverwaltung zu 100 % über das Grundstück. Stifter, Spender und Sponsoren aus dem Kreis der Nachfahren und jüdischer Verbände sind nicht zu erwarten. Als Eigentümerin des Grundstücks und somit des Gebäudes ist die Stadt alleine für die komplette Finanzierung zuständig, ebenso für Unterhalt und Pflege der Synagogenfundamente. Bei Bedarf kann das Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden durch die Stadtverwaltung an entsprechende Betreiber verpachtet werden.
Die Vorschläge für die Nutzung der Alten Feuerwache
Der Kulturbereich „Techtelmechtel“ kann von der Badischen Landesbühne, einem Kulturverein oder von der Stadt selbst betrieben werden. Die laufende Finanzierung obliegt der Stadt. Dieser Bereich wird im wesentlichen für deutsch jüdische Themen zur Verfügung stehen, könnte aber auch bei entsprechenden Absprachen als Aula für die Handelslehranstalt, für städtische Ausstellungen, die Stadtbibliothek oder die VHS, die beide in der Nähe realisiert werden sollen, genutzt werden. Im Mittelpunkt der möglichen Nutzungen sollen aber die von Herrn Prof. Dr. Hajo Kurzenberger gemachten Vorschläge stehen. Nach seinen Vorstellungen soll es sich vor allem um ein Bildungsprojekt handeln, an dem Bürgerinnen und Bürger aktiv beteiligt werden und das vor allem bekannt machen soll mit den großartigen Leistungen der gemeinsamen deutsch-jüdischen Vergangenheit und Kultur. Im Mittelpunkt stehen Musik, Theaterprojekte aber auch das Nachdenken über Ausgrenzung, Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung, Vertreibung und Flucht. Die nutzbare Fläche im Erdgeschoss dürfte etwa 400 qm betragen, 200 Sitzplätze könnten möglich sein.
Die beiden Geschichtsetagen „Tacheles“ können als ein Außenstandort des Haus der Geschichte Baden-Württemberg betrieben werden (siehe z.B. „Museum Hohenasperg – Ein deutsches Gefängnis in Asperg“ oder „Spurensicherung: Jüdisches Leben in Hohenzollern“). Bei dieser Lösung wären die Räume an das Haus der Geschichte Baden-Württemberg zu verpachten.
Wie das Stuttgarter Museum Hotel Silber könnten die Geschichtsetagen als Kooperationsprojekt in der Trägerschaft des Haus der Geschichte Baden-Württemberg geführt werden. In diesem Fall wären Programmpartner nützlich, hier der Förderverein Geschichtshaus und der Verein Jüdisches Leben Kraichgau, ebenso wie die Stadt Bruchsal, die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg oder die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in Baden-Württemberg. Die Finanzierung der beiden Geschichtsetagen würde in diesem Fall durch das Land Baden-Württemberg sowie die Stadt Bruchsal erfolgen. Das Förderprogramm „Kultur-Invest“ könnte ebenfalls Finanzmittel bereit stellen. Stichwortartig ist „Tacheles“ so zu beschreiben: Ausstellen, internes Arbeiten, lehren und lernen. Ort des Treffens für jüdische Nachkommen. Räume für die Bruchsaler Stolpersteininitiative sowie Alemannia Judaica sind vorzusehen.
Die inhaltliche Ausgestaltung der Geschichtsetagen könnte von dem Schweizer Historiker und Autor Uri Kaufmann geplant werden. Dieser betreibt seit 2011 die Alte Synagoge in Essen mit einer Dauerausstellung. Als wesentliche Elemente für das Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden in Bruchsal nannte Herr Kaufmann:
1. Mittelalter: „Aschkenas“.
2. Frühe Neuzeit: Verdrängung aufs Land: Landjudentum: Hausierer und Viehhändler, Landfriedhöfe (Obergrombach).
3. Hoffaktoren: Neugründung städtischer Gemeinden: Mannheim, Karlsruhe etc.
4. Kampf um gleiches Recht 1800 bis 1862: Synagogenbau in Baden.
5. Interne Debatten 1830 bis 1880: Streit über Liturgie und Orgel: „Doktorrabbiner“, Austrittsorthodoxie Karlsruhe.
6. Sozialer Aufstieg, Verstädterung 1862 bis 1914: Ausgewählte Firmengeschichten (Textilhandel (z.B. Oppenheimer), Warenhaus (z.B. Gebrüder Knopf), Freiberufler).
7. Erster Weltkrieg und Weimarer Zeit: Ludwig Marum, Ludwig Haas, Nathan Stein (Präsident des Landgerichts Mannheim, Oberrat der Israeliten).
8. Verfolgung, Deportation Gurs Oktober 1940, Emigration.
Jüdisches Leben heute „Wir sind da. Und wir bleiben da2“: (Zitat aus der Rede des Präsdenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht)
9. Wiederaufbau nach 1945 (Levinson), Zuwanderung aus der ehemaligen UdSSR, Neugründungen Gemeinden: Kurz-Statements jüdischer Gemeindemitglieder: Was bedeutet mir Tradition? Wie stehe ich zu Deutschland, zu Israel?
Zu Punkt 8: Es sollen im Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden die positiven Beiträge der Jüdinnen und Juden zu unserer badischen Landesgeschichte gezeigt werden, zu Kultur, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Verfolgung, Deportation, Emigration, Verfolgung und Flucht sollen außerhalb des Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden, aber in nächster Nähe vorgestellt werden.
Derzeit wird zum Thema „Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg“ im städtischen Museum ein Ausstellungsteil erarbeitet, der im Umfeld des Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden ausgestellt werden sollte. Die hier thematisch übergreifenden wichtigsten Elemente:
1. Die NSDAP unter Adolf Hitler kommt an die Macht
2. Totalitärer Führerstaat: Was bedeutete die Machtergreifung konkret im Alltag der Menschen?
3. NS-Justizverbrechen: Bruchsal als „Zentrale Hinrichtungsstätte“
4. Die Jüdische Gemeinde in Bruchsal während des Nationalsozialismus
5. Ausgrenzung und Stigmatisierung: Boykott und Berufsverbote
6. „Wer jetzt noch zu Juden geht, ist ein Volksverräter!“
7. Konzentrationslager Kislau – Ludwig Marum
8. Novemberpogrome 1938
9. Deportation
10. Holocaust
Die Projektpartner in den Geschichtsetagen „Tacheles“, wobei das Haus der Geschichte Baden-Württemberg erster Ansprechpartner sein muss.
Baden: Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Nachfahren.
Kraichgau: Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Verein Jüdisches Leben Kraichgau e.V., Nachfahren.
Bruchsal: Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Bruchsaler Stolpersteininitiative, Nachfahren, Förderverein Haus der Geschichte der Juden Badens e.V.
Jüdisches Leben heute „Wir sind da. Und wir bleiben da“: IRG Baden und IRG Württemberg.
Die beiden Finanzierungsmodell im Vergleich (die beiden Stiftungsmodelle bzw. Verbleib bei der Stadt). Als Sonderform wird die Public Private Partnership nicht separat dargestellt, denn im Wesentlichen entspricht diese Rechtsform den Überlegungen bei einem Verbleib des Synagogen-grundstücks bei der Stadt).
In seinem Exposé „Denkort Demokratie – ‚Denken ohne Geländer‘“ nennt der Bruchsaler Hochschulprofessor und Theaterwissenschaftler Prof. Dr. Hajo Kurzenberger für die neue Nutzung des Synagogengrundstücks sowie des unmittelbaren Umfeldes seine Vorstellungen. Danach soll das Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden im Mittelpunkt der Überlegungen und der Präsentationen stehen.
Im Mittelpunkt seiner Überlegungen ist das eigentliche Synagogengrundstück. Die dort sich befindende Alte Feuerwache soll danach genutzt werden als „Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden, mit dem Museumsteil TACHELES, wo die Geschichte der Juden in Baden vorgestellt wird sowie dem Kulturteil TECHTELMECHTEL, wo vor allem die deutsch-jüdische Kultur und ihre aktive Wiederbelebung präsentiert wird. Der Kulturteil TECHTELMECHTEL befindet sich im Erdgeschoss der heute Alten Feuerwache und umfasst einen großen Veranstaltungsraum für ca. 200 Personen, der auch als Theatersaal genutzt werden kann. Ergänzt werden der Museums- und der Kulturteil um Seminar- und anderweitige Ausstellungsräume. Wie oben beschrieben, endet die Vorstellung des jüdischen Lebens in Baden mit der Machtübertragung an Adolf Hitler im Januar 1933. Der Zeitraum Januar 1933 bis Mai 1945 ist außerhalb des Synagogengrundstücks und des Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden vorzustellen. Das Wiederaufleben jüdischer Gemeinden in Baden seit 1945 wird allerdings wieder im Haus der jüdischen Geschichte und Kultur vorgestellt unter dem Titel: „Jüdisches Leben heute „Wir sind da. Und wir bleiben da“. Die Überlegung dahinter ist, dass im Haus der jüdischen Geschichte und Kultur die positiven Aspekte des jüdischen Lebens vorgestellt werden. Der Teil der jüdischen Geschichte, der nicht aktiv von den Jüdinnen und Juden gestaltet wurde sondern von der Mehrheitsbevölkerung von Bruchsal, ist außerhalb darzustellen, also im Bereich „Lernort Zivilcourage“ bzw. Stadtmuseum.
Für das unmittelbare Umfeld, nach den uns vorliegenden Aussagen wohl der rechts vom Synagogengrundstück liegende, bisher unbebaute Grundstücksteil des „Denkort Fundamente“, hat sich die Stadtverwaltung eine profane Nutzung überlegt.
Im Mittelpunkt der städtischen Überlegungen stehen wohl die Stadtbibliothek und die Volkshochschule, ebenso wie der bisher nicht näher bestimmte „Lernort Zivilcourage“ sowie ein jüdisches Bildungszentrum der beiden Israelitischen Religionsgemeinschaften IRG Baden und IRG Württemberg.
Diese Elemente sowie darüber hinaus gehende Elemente hat Prof. Dr. Kurzenberger wie folgt aufgezählt:
• Städtisches Museum – Die Nazizeit in Bruchsal und Baden, der 1. März und der Wiederaufbau).
• Kulturcafé – Begegnung, Genuss.
• Handelslehranstalt
• Stadtbibliothek
• Volkshochschule (VHS)
• Jugendherberge / Hostel – Internationale Begegnung, Israelisch-Deutsches Jugendwerk
• Ort der Demokratiegeschichte – 48er Revolution in Bruchsal und Baden, Religionsfreiheit vs. Antisemitismus.
In dieser Aufzählung ist das Jüdische Bildungszentrum nicht genannt, doch dieses steht bis heute in der Diskussion. Bei einer Realisation wäre dieses Jüdische Bildungszentrum im Querriegelbau zu etablieren.
Von diesen Vorschlägen könnte das Kulturcafé im Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden statt finden, beispielsweise durch eine Aufstockung der Alten Feuerwache und der Einrichtung einer Dachterrasse.
Stadtbibliothek und Volkshochschule sind wohl von der Stadtverwaltung „gesetzt“. Diskutiert wird derzeit wohl der „Lernort Zivilcourage“, der unter Beteiligung des Landes Baden-Württemberg entstehen soll. Dieser „Lernort Zivilcourage“ im Bau der Stadtbibliothek könnte große Wirkung entfachen, gerade auch die Schulstadt Bruchsal bietet hier großes Besucherpotential.
Dieser „Lernort Zivilcourage“ könnte flankiert werden von der
• Ausstellung zum Ort der Demokratiegeschichte (48er Revolution in Bruchsal und Baden, Religionsfreiheit vs. Antisemitismus),
• der Vorstellung der Nazizeit in Bruchsal und Baden, des 1. März und des Wiederaufbaus,
• sowie dem jüdischen Bildungszentrum.
Die Jugendherberge bzw. das Hostel könnte Platz finden auf einem der bisher eingeschossigen Gebäuden in der Martin-Luther-Straße, alternativ auf dem Gelände der früherern Gewerbeschule, heute Stadtverwaltung.
2023-03-18 / Förderverein Haus der Geschichte der Juden Badens e.V.
© Förderverein Haus der Geschichte der Juden Badens e.V., Verein Jüdisches Leben Kraichgau e.V.
Der Denkort Fundamente - Überlegungen zu Trägerschaft, Gestaltung, und Finanzierung
© Förderverein Haus der Geschichte der Juden Badens e.V. / 16.12.2023