Grünes Licht aus dem Bruchsaler Rathaus für den Weg zum Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden.
27. März 2021 / 01. April 2021
Der Gemeinderat der Stadt Bruchsal hat sich den in einem Workshop vorgebrachten Überlegungen und Vorschlägen der Oberbürgermeisterin angeschlossen. In großer, fraktionsübergreifender Übereinstimmung, so in einer Mitteilung aus dem Rathaus, sind diese Vorschläge von den Ratsmitgliedern „als überzeugende Lösung für den angemessenen und zukunftsorientierten Umgang mit dem Grundstück und seiner Historie“ befunden worden:
Die Oberbürgermeisterin betonte, städtebaulich biete die angedachte Neunutzung des Grundstückes darüber hinaus den Auftakt und die Chance für eine Weiterentwicklung und Aufwertung des Quartiers zwischen Bahnhof und Innenstadt. Diese grundsätzliche und einhellige Zustimmung des Gemeinderates auf dem Workshop gäbe die notwendige Unterstützung und den Rückenwind, um das Projekt in dem von uns allen erarbeiteten und begleiteten Sinne fortzuführen.
Bei einem Pressegespräch am 26. März 2021 wurde von Oberbürgermeisterin und Stadtverwaltung diese Präsentation vorgestellt:
Eine allgemeine Darstellung der Planungen der Stadt Bruchsal in der Bruchsaler Rundschau:
Denkort statt Feuerwehrhaus
Von unserem Redaktionsmitglied Christina Zäpfel
Bruchsal. Der Arbeitstitel klingt abstrakt. Denkort Fundamente. Die Idee dahinter ist ambitioniert: Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick will auf dem Gelände des alten Feuerwehrhauses in der Innenstadt ein Bildungs- und Begebnungszentrum mit überregionaler Strahlkraft errichten. Darin soll es um jüdisches Leben in Baden, aber auch um staatsbürgerlichen Unterricht für Feuerwehrleute und Antisemitismus-Prävention gehen.
Der Plan ist nur vor dem Hintergrund der Geschichte des zentralen Gebietes zu verstehen: Dort stand einst eine Synagoge, die in der Reichspogromnacht 1938 von Nazis niedergebrannt wurde. Perfide dabei: Augenzeugen berichteten, dass Feuerwehrleute dem Brand untätig zusahen. Das Gelände wurde arisiert, gelangte also in den Besitz der Stadt, die nach dem Weltkrieg dort ihr Feuerwehrhaus errichtete.
Seit wenigen Monaten hat die Bruchsaler Feuerwehr ein neues Domizil. Schon seit mehreren Jahren geht es um die Frage, wie man das als Filetstück bezeichnete Gelände neu bebauen kann. „Es gibt nicht mehr viele Orte in Baden mit einer solchen Geschichte“, erklärte Petzold-Schick. Klar sei aber auch: „Wir wollen keine Holocaustgedenkstätte errichten oder ein reines Museum.“ Sie stehe bereits mit dem Land, aber auch mit der Landesfeuerwehrschule in Kontakt. In Bruchsal werden Feuerwehrleute aus dem ganzen Land ausgebildet. Sie an historischer Stelle staatsbürgerlich zu unterrichten, sie quasi gegen Antisemitismus zu immunisieren, könnte eines der Ziele des Orts sein. Petzold-Schick will das Projekt zur Chefinnensache machen. In einer Klausurtagung hatte der Gemeinderat 2018 eine Bürgerbeteiligung beschlossen. Knapp 50 Beiträge kamen zusammen. Zusätzlich gab es einen Ideenwettbewerb für Profis. Im Juni soll der Gemeinderat erneut entscheiden.
Über das Pressegespräch berichtete die Bruchsaler Rundschau bereits am folgenden Tag unter der Überschrift: „Stadt will jetzt das Richtige tun“. Die Journalistin Christina Zäpfel kommentierte unter „Barockstadt wird Mutstadt“ das städtische Vorhaben. Hier beide Beiträge zum Nachlesen:
Der Bruchsaler Journalist, Geschichtsforscher und Buchautor Rainer Kaufmann hat das Vorhaben der Stadt Bruchsal ebenfalls kommentiert:
Auch der wöchentlich erscheinende Kurier veröffentlichte einen Beitrag zum Pressegespräch ("Ein 'Denkort Fundamente' mit drei Bereichen" und einen Kommentar mit der Überschrift "Ein heißes Eisen".
Die Überlegungen der Stadtverwaltung wurden am 9. April 2021 von Lesern der Bruchsaler Rundschau wie folgt kommentiert:
Auch das Regioportal Landfunker berichtet zum Thema:
https://landfunker.de/video-bruchsal-denkort-fundamente-die-neugestaltung-des-feuerwehrareals/#