Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden
EIN LEUCHTTURMPROJEKT FÜR BRUCHSAL
 

Neuigkeiten über den Fortgang zu den Planungen des "Gedenkort Fundamente". Die neuesten Berichte sind immer am Anfang dieser Rubrik.

Bericht in der Bruchsaler Rundschau vom 25. Mai 2023















Bericht in der Jüdischen Allgemeinen vom 29. April 2023



































Ein Leuchtturmprojekt und eine Herausforderung für Bruchsal (September 2022)


Hier der Flyer vom September 2022, der in Bruchsal verteilt wurde. Insbesondere wird in diesem Flyer auf die mögliche Gründung einer Stiftung für das Synagogengrundstück verwiesen. In Die 10 Thesen werden die Grundsätze für einen Erfahrungs- und Erlebnisort Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden erläutert. Danach sollen sich die Programme öffnen für alle auch aktuellen Fragen der Vertreibung, des Rassismus und Antisemitismus, der Integration und des sozialen Miteinanders



Aus den Reden vom 21. Dezember 2021 der Fraktionen des Bruchsaler Gemeinderats zur Enbringung des Haushalts 2022


Zustimmung zum Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden von der CDU-Fraktion, Ablehnung durch die Fraktion der AfD/uBiB

In den Haushaltsreden vom 21. Dezember der im Bruchsaler Gemeinderat vertretenen Parteien und Wählergemeinschaften nahm das Synagogengelände nur eine untergeordnete Rolle ein. Allgemein wurde jedoch auf die exzellente finanzielle Situation der Stadt Bruchsal verwiesen. So betonte die CDU den Rekordcharakter des städtischen Haushalt mit über 150 Millionen Euro, die Grünen/Neue Köpfe verwiesen auf die Chance zu einer nachhaltigen Entwicklung der Stadt dank guter Haushaltslage. Die Fraktion der Freien Wähler betonte, „alle Haushalte nach der Finanzkrise wurden deutlich besser abgerechnet als geplant. Entgegen vieler Prognosen ist der Schuldenstand im Kernhaushalt von über 30 Mio € auf unter 20 Mio € zurückgegangen. Das vergangene Jahr schließt erneut um 10 Mio € besser ab als geplant.“


Direkt Stellung genommen zur Bebauung des Synagogengrundstücks wurde in den Haushaltsreden jedoch lediglich von der CDU-Fraktion und der Fraktion der AfD/uBIB.


Für die CDU-Fraktion erläuterte Prof. Dr. Werner Schnatterbeck, dass für den "Kern", also das Synagogengrundstück selbst, bereits erste grundlegende Entscheidungen getroffen seien, die eine Kooperation mit den Landkreis vorsehen und eine Erweiterung der Handelslehranstalt zum Ziel haben. Schnatterbeck weiter: „Der ‚Denkort Fundamente‘ – hier [im Gemeinderat] mit deutlicher Mehrheit unterstützt – findet ergänzend zwei Ausprägungen, um einerseits eine wehrhafte Demokratie von innen heraus zu stärken und andererseits an diesem besonderen Platz, der jüdischdeutschen Kultur einen Raum zu geben. Für diese beiden inhaltlichen Ansätze gibt es zwischenzeitlich Denk-, Diskussions- und Unterstützungsgruppen, die es verdient haben, am weiteren inneren und äußeren Gestaltungsprozess angemessen beteiligt zu werden. Hier liegen bereits viele beachtenswerte Überlegungen vor, die im Bewusstsein dieser Stätte in die Zukunft weisen“.  Schnatterbeck mahnte weiterhin an, dass der von ihm angeregte Dialog eine deutliche Beschleunigung erfahren solle.


Nicht zufrieden mit dem Beschluss, auf dem Synagogengrundstück den – leider nicht nur begrifflich sehr unverbindlichen – sogenannten „Lernort Fundamente“ zu etablieren, zeigte sich Frau Gabriele von Massow, Fraktionsvorsitzende der AfD/uBiB. Im Amtsblatt der Stadt Bruchsal ist dazu zu lesen: „Die Planung für Bruchsals Filetstück, das alte Feuerwehrareal ist noch nicht endgültig entschieden. Jedoch wurde durch die Weltreise [?] der OB und deren gezielten Folgen die Verantwortlichkeit des Gemeinderates für die Planung weitestgehend aus den Händen genommen. Ein lebendiges, pulsierendes neues Wohn- und Einkaufsareal auf dem alten Feuerwehrareal hätten die Bruchsaler verdient, anstatt Museum und Schulungsräume in Mitten der Stadt.“


Aus den Haushaltsreden lässt sich viererlei herauslesen:

1. Die Stadt Bruchsal ist finanziell äußerst gut aufgestellt. Trotz Coronakrise wurde der Schuldenstand um 1/3 zurück gefahren.


2. Bis auf die CDU- und die AfD/uBiB-Fraktionen hat keine andere Fraktion Stellung zum Synagogengrundstück genommen.


3. Der Vortrag von Herrn Prof. Dr. Schnatterbeck wirft allerdings Fragen auf, wie zum Beispiel: Wird es das Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden, wie es vom Vorsitzenden der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Baden (IRG Baden), Herr Rami Suliman, vorgeschlagen wurde, geben? Von welchen Denk-, Diskussions- und Unterstützungsgruppen spricht er, die er gerne angemessen beteiligt hätte?


4. Die AfD/uBiB-Fraktion bringt ihre Einstellung auf den Punkt: Keine Erinnerung an die jüdische Kultur und Geschichte von Baden, dafür aber ein Konsumtempel und eine Altersresidenz. Dies erinnert den Autor dieser Zeilen an eine Geschichte, die er vor vielen Jahren im Religionsunterricht hörte. Jesus wirft die Händler und Opfertiere aus dem von ihm besuchten Tempel, stößt die Tische der Geldwechsler um und blafft die Taubenhändler an: „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ Das ist das, was in der Forderung der AfD mitschwingt. Die Erinnerung an das Gotteshaus soll durch einen Konsum“tempel“ (!) ausgelöscht werden – ebenso die Erinnerung an die Menschen, die bis 1940 in unserer und ihrer badischen Heimat lebten, forschten, glücklich aber auch traurig waren, die durch ihre Beiträge zu Kultur, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft viel zu unserer badischen Identität beigetragen haben. Ob die bisher unbekannten Vorstellungen der Rathausspitze, die sich in derzeit in der Erzählung „Denkort Fundamente“ erschöpft, besser sein wird? Das weiß man nicht.





Nach Hubert Hieke, der im unten stehenden Bericht mit der Überschrift "Betretenes Schweigen" sich Gedanken über den Fortgang der Überlegungen zum Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Lernort "Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden" machte, hat einige Wochen später die Bruchsaler Rundschau das Thema aufgegriffen und auch die Organisatoren der Petition zum Sachstand befragt. Auskunft konnten diese keine geben, sind sie doch in keinerlei Überlegungen einbezogen, sie fühlen sich außen vor. Es geht ihnen somit wie den Bruchsaler Bürgerinnen und Bürgern sowie den Vertretern des Fördervereins - alles scheint hinter verschlossenen Türen statt zu finden. Ein Kenner regionaler Kommunalpolitik im Umgang mit jüdische besetzten Themen äußerte die Befürchtung, es könnte letztlich gehen wie in Freiburg mit dem dortigen Synagogengrundstück: Am Anfang gute Ideen, aber zum Schluss komme dann etwas, über das man sich dann jahrelang und bis heute - in Freiburg entstand etwas gegen den Willen vieler engagierter Leute und auch völlig gegen den Willen der Nachkommen der früheren Freiburger Juden - zutiefst ärgert. Die seit längerem von der Bruchsaler Stadtverwaltung vorgetragene Idee eines Ausbildungsortes für die Feuerwehr auf diesem Grundstück wird von den Nachfahren vehement abgelehnt. Und was sagt die Stadtverwaltung zu den Vorwürfen der Petenten? Der Denkort entstehe aus einem komplexen Gesamtkontext, einzelne Aspekte könnten nicht herausgegriffen werden, so das offizielle Statement.


Nachfahren fühlen sich außen vor Petitionsführer bemängeln fehlende Mitwirkung beim Denkort Fundamente in Bruchsal



























Das Bruchsaler Urgestein Hubert Hieke, alte Bruchsaler kennen ihn aus der Durlacher Straße, hat sich Gedanken zur "Bildungsstätte altes Feuerwehrhaus" unter der Headline "Betretenes Schweigen" gemacht. Ein lesenswerter Beitrag, der in dem Bruchsaler RegioMagazin Willi erschienen ist.

Betretenes schweigen Bildungsstätte altes Feuerwehrhaus




















Das Haus der jüdischen Geschichte und Kultur von Baden - Ideen für eine Nachnutzung des Synagogengeländes. Eine Kulturimmobilie im Herzen von Bruchsal, ein Leuchtturmprojekt. Versuch einer Umsetzung. Die Vorlage ist hier downloadbar:





Filmbericht zum Thema "Denkort Fundamente" beim Landfunker, einem regionalen Medienportal:


Die Neugestaltung des alten Feuerwehrareals in der Bruchsaler Innenstadt ist nach wie vor offen. Wie sich das Bruchsaler Stadtoberhaupt die künftige Nutzung vorstellt, wurde nun in einer Pressekonferenz unter dem Namen „Denkort Fundamente” vorgestellt.


https://landfunker.de/video-bruchsal-denkort-fundamente-die-neugestaltung-des-feuerwehrareals/





Leserbrief in der Bruchsaler Rundschau vom 7. Mai 2021 von Bernd Morlock, Deutsch-Israelischer Freundeskreis. Bruchsal.

Falscher Zungenschlag


Zum Artikel „Fraktionen stehen hinter Synagogen-Plänen“ vom 17. April und den Leserbriefen von Valentin Gölz und Holger Kistner:


Man kann es kaum glauben. In der von Corona und Vorwahlkampf auf Bundes- und Landesebene arg strapazierten politischen Landschaft scheint sich in der heiklen, viel diskutierten und von der Oberbürgermeisterin umsichtig moderierten Diskussion (...) um den Umgang mit dem Synagogengelände im Herzen der Stadt eine gute Lösung auf kommunaler Ebene abzuzeichnen. Auch der Förderverein „Haus der Geschichte“ hatte seinen Anteil. Man könnte es getrost als eine Sternstunde der Kommunalpolitik bezeichnen. Denn es wäre ein Missverständnis zu meinen, es gehe dabei in erster Linie um die Vergangenheit. Der Umgang mit „Rassismus, Antisemitismus und politischem oder religiösen Fanatismus“ (Johannes Peter Frank, 1779) ist eine Aufgabe der Aufklärung und Bildung für Gegenwart und Zukunft.


Die geplante Konzeption mit Klassenräumen, Vortragsräumen, freiem Innenhof und Gastronomie überzeugt. Das Ziel „Überwindung von Hass zwischen den Völkern und Religionen“ (Herr Wacker) ebenfalls. Dass dazu auch ein Bezug zum heutigen Staat Israel mit all seinen Errungenschaften und Schwierigkeiten gehört (Frau Birkle), sowie den Bruchsaler Bürgern jüdischen Glaubens, die dort in den 1930er Jahren Schutz und Zuflucht vor Antisemitismus und Verfolgung gefunden haben, darf nicht vergessen werden, wenn man sich der Gegenwart im Denkort Fundamente stellen will. Der Deutsch-Israelische Freundeskreis gratuliert und bietet seine Unterstützung an. 


Schade ist es, dass in die Diskussion ein falscher Zungenschlag gekommen ist durch Fokussierung auf einzelne Berufsgruppen. Aufklärung und Bildung sowie selbst Denken im Sinne Kants sind überall von Nöten, was sowohl für den Umgang mit der eigenen Vergangenheit als auch dem oft einseitig verzerrt dargestellten Thema Israel gilt. 


Bernd Morlock | Deutsch-Israelischer Freundeskreis | Bruchsal |



Unter der Überschrift "Fraktionen stehen hinter Synagogen-Plänen" veröffentlichte die Bruchsaler Rundschau am Samstag, 17. April 2021, einen Bericht, der die Statements der verschiedenen Gemeinderatsfraktionen zusammenfasst. Danach zeigen sich die Stadträtinnen und Stadträte "angetan, zufrieden, in Teilen gar begeistert" von den städtischen Plänen zur Gestaltung des früheren Synagogengrundstücks.


Prof. Dr. Jürgen Wacker (FDP) sieht für die Planungen (geplant sind ein Ort des Gedenkens an die ehemalige Synagoge, Verlagerung der Handelslehranstalt, ein Ort des Lebens / der Geschichte der Juden in Baden sowie ein staatspolitischer Bildungsort für die Feuerwehr) die Überschrift „Lernort der Aufklärung zur Überwindung von Hass zwischen den Völkern und Religionen“, wobei er anregt, die Bildungsstätte für Feuerwehrleute auf andere Berufsgruppen und Inhalte zu erweitern.


Prof. Dr. Werner Schnatterbeck (CDU) begrüßt den Vorschlag. Die Idee eröffne neue städteplanerische Perspektiven über das eigentliche Gelände hinaus. Er sieht das Thema Bildung, einen Bildungsort für Demokratie, als äußerst wichtig an. Für ihn steht im Mittelpunkt als zentrales Thema das Gedenken. Dazu zitiert er den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker: „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.


(https://www.tagesschau.de/inland/rede-vonweizsaecker-wortlaut-101.html)


Ruth Birkle (Die Grünen/Neue Köpfe) sieht den ehemaligen Synagogenstandort als Platz für die Jugend, für Treffen und für Veranstaltungen. Sie verstehe, dass von den Nachfahren, die in einer Petition ihren Ideen und Wünschen Ausdruck gegeben haben, kein weiteres Holocaust-Mahnmal gewünscht wird, sondern eine Beschäftigung mit der jüdischen Geschichte bis heute, wozu auch ein Bezug zu Israel gehöre. Ganz besonders gefalle ihr und ihrer Fraktion die Erweiterung der Handelslehranstalt und die Aufstockung der Sporthalle. Für die Finanzierung erhoffe sie sich die Unterstützung vom Land.


Anja Krug (SPD) wünscht sich ein architektonisch ansprechendes Gebäude für Begegnung, Diskurs und zeitgemäßes Erinnern, wo Leben und Begegnung niederschwellig möglich ist. Sie sieht die Möglichkeit zur Demokratiebildung an diesem geschichtsträchtigen Ort, an dem Geschichte und Leben einst gewaltsam ausgelöscht werden sollten, als authentisch und lebendig. Sie bezeichnet es als großes Glück, dass sich die Nachfahren der Opfer des Holocaust in den Prozess einbringen.


Roland Foos (Freie Wähler) erläutert für seine Fraktion: „Die Idee eines Lernortes für jüdisches Leben und einer besonderen Bildungsstätte, als Außenstelle der Landesfeuerschule, nimmt das Bedürfnis nach einem angemessenen Umgang mit dem historisch belegten Grundstück auf.“ Er betont die positiven Möglichkeiten für die Stadtentwicklung und fordert, den Grundriss der Synagoge nicht zu überbauen. Hier plädiert er für eine Freifläche. Die Finanzierung sieht er nicht bei der Stadt. Für die Freien Wähler sei es wichtig, dass das Projekt von einem externen Träger geschultert werde, nach Meinung der Fraktion sei ein kommunaler Betrieb ausgeschlossen.


Die Fraktion der AfD/UBiB nahm zu den Fragen der Bruchsaler Rundschau keine Stellung.





Der Bruchsaler Journalist, Buchautor und Filmemacher Rainer Kaufmann teilt nicht ganz die Euphorie, die in der Bruchsaler Rundschau vermittelt wurde. In seinen "Bemerkungen" gießt er doch das eine oder andere Gläschen Wasser in den Wein:


Fraktionen stehen hinter Synagogen-Plänen. Wirklich?


Bemerkungen zu einem Artikel in der Bruchsaler Rundschau vom 17.4.2021  

Von Rainer Kaufmann  


Nach einer Umfrage unter den Gemeinderatsfraktionen steht für die Bruchsaler Rundschau fest: Die Mehrheit des Bruchsaler Gemeinderats äußert sich positiv zum geplanten „Denkort Fundamente“ auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge, später dann Feuerwehrhaus. Bei einer genaueren Analyse bleiben jedoch einige Zweifel. Hinter dem Fazit der Rundschau, „der Knoten scheint geplatzt zu sein und der Weg für eine Neubebauung könnte schon bald frei werden“, steht nämlich eine ganze Reihe von Fragezeichen. Zur Erinnerung: Vor einigen Wochen hatte sich die Stadtverwaltung in einer Klausurtagung des Gemeinderats zunächst einmal grünes Licht für das Konzept eingeholt, auf dem Gelände eine dreifache Nach-Nutzung durch die Erweiterung der Handelslehranstalt, durch ein „Haus des jüdischen Lebens in Baden und im Kraichgau“ und durch eine staatsbürgerliche Bildungsstätte für die Landesfeuerwehrschule in Bruchsal, einen so genannten „Lernort Feuerwehr“ anzudenken. „Denkort Fundamente“ bezeichnete die Oberbürgermeisterin das Projekt, das sie fortan zur „Chefinnen-Sache“ erklärte, will sagen, dass sie sich mit ihrem vollen politischen Gewicht für die Sache einsetzen wird. Damit hat sie persönliche Verantwortung übernommen, egal ob dem Projekt Erfolg beschieden sein wird oder ob es scheitert.  


Denn ein Scheitern ist noch lange nicht ausgeschlossen, wie man dem Statement der Freien Wähler entnehmen kann, das im Gemeinderat vermutlich sogar mehrheitsfähig ist. Trotz einer grundsätzlichen Zustimmung in der Sache sei wichtig, sagte deren Sprecher Roland Foos, dass das Projekt von einem „externen Träger geschultert werde. Ein kommunaler Betrieb ist für uns ausgeschlossen.“ Damit dürften vor allem die Komponenten „Haus des jüdischen Lebens“ und „Lernort Feuerwehr“ gemeint sein. Ein eventuelles städtisches Finanz-Engagement beim Umbau und beim Betrieb dieser beiden Einrichtungen, wenn auch nur teilweise, wird damit von den Freien Wählern eindeutig ausgeschlossen. Und somit werden wohl auch alle Überlegungen abgelehnt, ob die moralische Altlast, die auf diesem Gelände liegt, nicht auch ein gewisses Engagement der Stadt Bruchsal erfordern sollte, das über die Breitstellung von Grund und Boden in Erbpacht hinaus geht. Immerhin, von der bei einer früheren Haushaltsberatung einmal von der CDU-Fraktion angemahnten, bereits erfolgten „Einpreisung eines namhaften Grundstückserlöses“ in die mittelfristige Finanzplanung des Stadtkämmerers ist offensichtlich keine Rede mehr. Und das wenigstens ist gut so.  


Umso wichtiger aber wäre es, wenn sich die Stadt jetzt endlich dazu aufraffen würde, die historische Altlast des Grundstücks von einem unabhängigen und daher externen Historiker zweifelsfrei aufarbeiten zu lassen. Noch immer sind die bei den beiden Grundstücksverkäufen in den Jahren 1939 und 1950/51 angeblich einvernehmlich vereinbarten Verkaufspreise nicht über jeden Zweifel erhaben. Im Jahr 1939 dürfte es sich wohl eher um eine als Grundstücksverkauf getarnte Zwangs-Arisierung gehandelt haben und in den Verkaufsverhandlungen nach dem Kriege sind sich die beiden Parteien wohl kaum auf Augenhöhe begegnet, stand doch die Verkäuferin, die JRSO, unter Verkaufsdruck, da das Bruchsaler Synagogengrundstück eines der letzten unverkauften Grundstücke der Organisation kurz vor deren geplanten Auflösung war. Und ob die Stadt ihre jüdischen Verhandlungspartner damals über den vom Gemeinderat bereits beschlossenen Plan, hier ausgerechnet ein Feuerwehrhaus zu errichten, offen und ehrlich informiert hat, sollte ebenfalls eindeutig aufgeklärt werden.    


Denn die Öffentlichkeit hat sicher ein Anrecht darauf, im Detail zu erfahren, wie sich Bruchsals Grundstücksverwalter jeweils verhalten haben und wie man das heute historisch bewerten kann. Dabei muss auch die Frage eine Rolle spielen, ob die früheren Eigentümer von Grundstück und Synagoge irgendwann einmal für den Wertverlust des abgefackelten Gotteshauses, wenn auch nur symbolisch, entschädigt wurden. Festzustehen scheint das Gegenteil, nämlich dass ihnen in beiden Grundstücksverkäufen von den ohnehin bescheidenen Kaufangeboten jeweils noch Kosten abgezogen wurden. Einmal für die Beseitigung der Synagogen-Trümmer im Jahr 1939 und zu Beginn der 50-er Jahre für die Beseitigung der Reste von Beton-Schutzgräben, die während des Krieges auf dem Gelände eingezogen wurden.  


Ein nennenswertes Engagement der Stadt Bruchsal bei der Umsetzung des Nutzungs-Konzepts der Oberbürgermeisterin könnte vor aller Welt wenigstens den Aspekt der moralischen Wiedergutmachung angemessen in die Überlegungen einbeziehen, wobei der wirkliche Schaden, der der jüdischen Bevölkerung Bruchsals zugefügt wurde, niemals voll und ganz berechnet oder gar ausgeglichen werden kann. Darum geht es auch nicht, es geht nur um eine symbolische Geste. Und die sollte sich der Gemeinderat durchaus auch etwas kosten lassen.  


Zum Aspekt „Staatsbürgerlicher Lernort Feuerwehr“ gab vor allem FDP-Gemeinderat Jürgen Wacker eine wichtige Anregung, indem er das Projekt nicht alleine damit begründen wollte, dass man die Feuerwehr an den Pranger stellt, wobei er sich auf die NS-Zeit und auch auf die jüngste, durchaus fragwürdige Unterstellung von den rechtsextremen Umtrieben in uniformierten Strukturen unseres Landes berief. Wackers Idee, auch erste Ansätze von Aufklärung und Liberalismus mit zu berücksichtigen, ist mehr als überlegenswert. Der Mediziner führte als Beispiel den damaligen Leibarzt des Fürstbischofs Limburg-Stirum, Dr. Johann Peter Frank, an, der 1779 sein Werk „Systemes der Medicinischen Polizey“ in Bruchsal fertigstellte, in dem er die Abkehr vom Aberglauben und die Hinwendung zur Vernunft einforderte. „Die zweite, aktuelle Aufklärung muss sich mit Rassismus, Antisemitismus und politischem oder religiösen Fanatismus beschäftigen“, forderte der FDP-Fraktionsvorsitzende.  


Dazu gäbe es eine wichtige Ergänzung: Die Geschichte der Demokratiewerdung Deutschlands kann auch am Beispiel Bruchsals dargestellt werden, u.a. – aber nicht nur - an den Personen Joss Fritz aus Untergrombach, Anton Eisenhut und Lorenz Brentano. Joss Fritz war Initiator der Bundschuh-Bewegung, Eisenhut war einer der Anführer der Bauernkriege und wurde in Bruchsal hingerichtet. Brentano war auch in den Jahren, in denen er in Bruchsal wohnte, Abgeordneter im Badischen Landtag und in der Frankfurter Paulskirche, einer der Urzellen demokratischer Traditionen in Deutschland. Und noch ein Bezug des liberalen Juristen des 19. Jahrhunderts zum Synagogen-Gelände: Brentano setzte sich in seinem politischen Leben auch für die Gleichstellung der Juden in Deutschland ein, wofür ihm die jüdische Bevölkerung der Stadt mit einem Fackelumzug danken wollte. Der Umzug wurde vom damaligen Bürgermeister der Stadt verboten, während ein wütender, antisemitisch eingestellter Mob das Wohnhaus Brentanos in der Huttenstraße zu demolieren versuchte. Nur durch den Einsatz der Dragoner konnte es vor deren Zerstörungswut gerettet werden.  


Eine Verbindung mit dem Vorschlag eines „Lernortes Bergfried: Freiheit, Bürgerrechte und Demokratie“ etwa im Aufbau einer Dependance des Städtischen Museums mit dem Schwerpunkt „Demokratiewerdung Deutschlands“ auf dem historischen Synagogen-Gelände, würde bestens in das Drei-Komponenten-Projekt der Oberbürgermeisterin passen. Und in die Überlegungen des Stadtplanungsamtes, die wichtige Besucher-Achse Schloss-Synagogengelände-Bahnhof mit zwei interessanten Abstechern zum Bergfried und zum Otto-Oppenheimer Denkmal zu ergänzen. Alles zusammen könnte der Stadt auch international zu einer neuen Erzählung und damit zu einer gewissen Anziehungskraft verhelfen, die weit über Barock und Spargel hinausgreift.  


Ähnlich wie Wacker äußerte sich auch Werner Schnatterbeck für die CDU. Wichtig sei für ihn und seine Fraktion, so die Bruchsaler Rundschau, das Thema Bildung an zentraler Stelle. Ein Bildungsort für Demokratie müsse mit Leben gefüllt werden. So könne er sich beispielsweise Klassenräume auch für andere Schüler vorstellen, in denen gezielt an Themen wie den Stolpersteinen gearbeitet wird. Dass das Gedenken nicht zu kurz kommt, sei zentral. Schnatterbeck erinnert an die Worte des einstigen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker: Heutige Generationen seien zwar nicht verantwortlich für die Gräueltaten der Nazis, aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.  


Allerdings, dass all diese Aspekte, sollten sie von der Stadt Bruchsal aufgegriffen werden, auch ein finanzielles Engagement der Kommune erforderlich machen, das zu erwähnen haben beide, Wacker und Schnatterbeck, anscheinend nicht gewollt oder nicht gewagt. Es bleibt abzuwarten, wie sie und ihre Fraktionen sich verhalten, wenn es irgendwann einmal zum Schwur kommt.  


Für die Fraktion Grüne/Neue Köpfe begrüßte auch Ruth Birkle den Schwerpunkt auf dem Thema Bildung. Das Erinnern sei an dieser Stelle schon lange selbstverständlich. Ob damit eine frühere Einlassung Birkles vom Tisch ist, dass man die noch vorhandenen Reste der Fundamente der früheren Synagoge nicht unbedingt erhalten müsse, bedarf noch der eindeutigen Erklärung. Ihr heutiger Vorschlag, „den ehemaligen Synagogenstandort als Innenhof und Platz für die Jugend, für Treffen und für Veranstaltungen freizuhalten“, steht aber in diametralem Widerspruch zu ihrer früheren Position in Sachen Fundamente. Der Widerspruch sollte rasch aufgeklärt werden.


  Für die SPD-Fraktion zitierte die Bruchsaler Rundschau Anja Krug: „Angesichts des geschichtsträchtigen Ortes, an dem Geschichte und Leben einst gewaltsam ausgelöscht werden sollten, sei die Möglichkeit zur Demokratiebildung authentisch und lebendig.“ Sie bewertete die Petition der Nachfahren Bruchsaler Juden zur Diskussion um die Nutzung des Synagogengeländes als eine „Geste der Versöhnung“, wobei unerklärlich bleibt, warum ausgerechnet die Nachfahren der Opfer von damals heute zu einer solchen Geste bereit zu sein haben und das auch noch einseitig. Wäre es nicht an der Zeit, dass die Stadt Bruchsal endlich von sich aus eine „Geste der Versöhnung“ anbietet und zusagt, sich aktiv in die Gestaltung und auch dauerhaft in den Betrieb des „Denkortes Fundamente“ einzubringen? Und mit welcher Geisteshaltung die SPD-Stadträtin ihre großzügige Bemerkung begründet, es sei ein „Glück, dass sich die Nachfahren der Opfer des Holocaust so fair und offen in den Prozess einbringen“, wird sie den Unterzeichnern der Petition sicher noch näher zu erläutern haben. Vielleicht auch die Antwort auf die Frage, ab wann man das Einbringen der Nachfahren der jüdischen Bevölkerung Bruchsals als „unfair“ abstempeln muss.  


Fazit: So lange das Mantra der Freien Wähler, die Stadt dürfe sich finanziell nicht engagieren und müsse Gelder von außen einwerben, nicht vom Tisch ist, so lange sind alle positiven Anmerkungen auch der anderen Fraktionen nicht annähernd das wert, als das sie jetzt in dieser Zwischenbilanz in der Bruchsaler Rundschau angesehen wurden. Wenn nicht jetzt, dann irgendwann in absehbarer Zeit, wird man sich im Bruchsaler Gemeinderat um die Frage der finanziellen Verantwortung der Stadt Bruchsal nicht mehr herumdrücken können. Bis dahin wird nicht anderes übrig bleiben, als hinter die Überschrift der Bruchsaler Rundschau „Fraktionen stehen hinter den Synagogen-Plänen“ ein dickes Fragezeichen zu setzen.


17. April 2021




Der Bruchsaler Historiker Dr. Jürgen Dick äußert eher grundsätzliche Überlegungen zum Vorschlag „Lernort Feuerwehr“ auf dem Gelände der früheren Synagoge in Bruchsal, der von den Bruchsaler Gemeinderatsfraktionen als wesentliches Element des "Denkort Fundamente" angesehen wird. Er spricht auch den oftmals unkritischen Umgang in Bruchsal mit dem fürstbischöflichen Erbe an.


Entstehung demokratischer Feuerwehren im Vorfeld der Revolution von 1848/49

Dr. Jürgen Dick


Grundsätzlich ist die Idee, Erinnerungsorte von Unrechtsgeschehen und politischen Versagens in Mahnorte umzuwandeln, die ähnliches künftig verhindern sollen, nachvollziehbar und zu begrüßen.  Im Hinblick auf die detaillierte Begründung ist allerdings Vorsicht geboten.


Der „Lernort Feuerwehr“ wäre, wenn man die Begründung von Hauptamtsleiter Müller zugrunde legt – überspitzt ausgedrückt – eine „staatspolitische Erziehungsanstalt“ zur Prophylaxe rechtsgerichteter Tendenzen in einer hierarchisch strukturierten Institution. Als Angehöriger der Feuerwehr, insbesondere der Freiwilligen Feuerwehr, würde ich mich dagegen wehren, in einen solchen Generalverdacht gestellt zu werden. Die Idee der Freiwilligen Feuerwehr auf kommunaler Ebene war Teil des erwachenden Vereinswesens in der Mitte des 19. Jahrhunderts und hat starke Verbindungen mit der demokratischen Bürgerbewegung im Vorfeld der Revolution von 1848. Die damals gegründeten Feuerwehren beruhten auf freiwilliger, aktiver, selbständiger Mitarbeit im Rahmen von Eigenverantwortung und Selbstverwaltung der Bürger, losgelöst von obrigkeitlichen Strukturen. Oft kamen die Feuerwehrleute aus den Turnvereinen, d.h. es gab eine Verflechtung von Turnen, Gesang, Feuerwehr und demokratischer Gesinnung. Die quasimilitärische Disziplin und Hierarchie ist kein Widerspruch hierzu. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden in größeren Städten Teile der Feuerwehr professionalisiert. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Feuerwehren, wie viele andere Organisationen, gleichgeschaltet, in die Polizei integriert und damit der Kontrolle des totalitären Systems unterworfen.


Nach dem 2. Weltkrieg wurde wieder an alte Traditionen angeknüpft und erneut selbständige Strukturen auf kommunaler Ebene aufgebaut (vgl. Tobias Engelsing, Im Verein mit dem Feuer. Die Sozialgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr von 1830 bis 1950. Konstanz 1990). Die Feuerwehren sind m.E. eng im jeweiligen gesellschaftlichen Leben der Gemeinde verankert. Wenn es dort rechtsgerichtete Tendenzen geben sollte, was mir nicht bekannt ist, dann sind sie das Spiegelbild des, wie Rainer Kaufmann es ausgedrückt hat, „rechten Sumpfes unserer Gesellschaft“ und kein strukturelles Problem der Feuerwehr selbst.


Auch ist das Unrecht von 1938 und das mangelnde historische Verantwortungsbewusstsein von 1952 in erster Linie den damals politisch Verantwortlichen der Stadt Bruchsal anzulasten. Dennoch gebe ich Rainer Kaufmann recht, wenn er bezüglich eines „Lernortes Feuerwehr“ erhebliche Bedenken äußert, da das geschehene Unrecht nun einmal stark mit der „Feuerwehr“ konnotiert ist. Ich unterstütze daher die Idee eines „staatspolitischen Bildungsortes“, der sich auf die traditionswürdige Demokratiegeschichte konzentriert, nicht zuletzt, um einen Kontrapunkt zur nach wie vor in Bruchsal überbordenden monarchischen Tradition (Schloss, Fürstbischöfe etc.) zu setzen. Dabei wird zu oft die Rolle der Fürsten als „Kulturmäzene“ unkritisch in den Vordergrund gestellt und gleichzeitig vergessen, dass sie diese Rolle nur auf der Grundlage einer Gesellschaftsordnung der sozialen Ungleichheit ausüben konnten. Die monarchische Tradition, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem wachsenden Nationalismus eine unselige Verbindung einging, hat u.a. zu jenem Obrigkeitsdenken geführt, das den Nährboden für den Untergang der Weimarer Republik und den Aufstieg der Nationalsozialisten bereitete (In dem Zusammenhang empfehle ich den Roman „Der Untertan“ von Heinrich Mann). Auch die geistigen Wurzeln des modernen Antisemitismus reichen ins Kaiserreich zurück.







 
 
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